Georgina May
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Georgina May, eine junge, attraktive Afroamerikanerin arbeitet in "Dual Life - Doppelleben" als FBI Datenanalystin in San Francisco. Sie hat Zugriff auf sämtliche polizeiliche Datenbanken der USA – und vielleicht noch mehr. Anfangs ist Carl Leman etwas skeptisch:
»Carl, wir haben hier genügend freie Computer, die über eine gesicherte Leitung laufen. Damit können Sie sich in den Server in Carson City einloggen, wenn Sie wollen.«
»Ich glaube nicht, dass das funktioniert,« erwiderte Leman skeptisch.
»Es funktioniert! Glauben Sie mir!« Georginas Augen funkelten. »Wir sind hier das FBI und nicht irgendein Internetcafé!«
Mit diesen Worten hatte sich Georgina über die Tastatur eines freien Computers gebeugt, mit ihren flinken Fingern etwas eingetippt und deutete nun auf den Bildschirm. »Voila! Die Startseite des Servers aus Carson City!«
»Georgina, ich weiß das zu schätzen, aber ich habe meinen Zugangscode nicht bei mir.«
»Der klebt wohl unter Ihrer Tastatur in Carson City!«, lachte Georgina und Leman grinste verlegen zurück. Woher wusste sie das?
Aus den Augenwinkeln registrierte sie, dass der Alte unentwegt seitlich unter ihre Bluse gaffte. Irgendwie amüsierte sie das.
Leman wusste in diesem Moment nicht, was ihn mehr in Erregung versetzte: der Anblick von Georginas Brüsten oder die Tatsache, dass das verdammte FBI in Kalifornien ganz einfach und selbstverständlich Zugang zu allen Datenbanken der Polizei in Nevada hatte!
Ich fand diese Figur so interessant, dass ich ihr in "Hearst Castle" einen weiteren Auftritt gegönnt habe. Dort arbeitet sie an ihrer Beförderung zum Special Agent.
Insofern ist "Hearst Castle" ein spin-off von "Dual Life - Doppelleben".
Ihr persönlicher Wunsch ist es, einmal nach Hawaii zu reisen. Ob dieser Wunsch wohl in Erfüllung geht?
Der schwere Vorhang hielt die Frühlingssonne nur unzureichend ab und tauchte das Schlafzimmer in ein mattes Dämmerlicht. Bereits vor einer Stunde war Georgina May neben Mike aufgewacht. Zu sehr war ihr Biorhythmus auf ein frühes Aufstehen programmiert. Eine halbe Stunde lang hatte sie versucht, noch einmal einzuschlafen. Unmöglich! Mike schnarchte. Schließlich hatte sie kapituliert, war aufgestanden und hatte ihren roten Tanga angezogen. Rote Unterwäsche passte perfekt zu ihrer schwarzen Haut, meinte jedenfalls ihr Lebensgefährte Mike.
Nun saß sie auf der Couch im Wohnzimmer und fühlte die angenehme Kühle des weichen Leders auf ihrer Haut. Eigentlich wollte sie das 'Handbuch der modernen Ermittlungsmethoden' bis zum Wochenende durchgepaukt haben. Nach zwanzig Minuten hatte der innere Schweinehund ihre Arbeitsmoral besiegt und sie blätterte in einem Reiseführer über die Hawaii-Inseln.
In "Hearst Castle" habe ich meiner Protagonistin einiges abverlangt. In der Folge leidet sie an posttraumatischen Belastungsstörungen, die sie mit Psychopharmaca bekämpft. Zu Beginn von "Die Toten sollen ruhen" ist Georgina in keinem guten Zustand:
Verfolgungswahn gepaart mit posttraumatischen Angstzuständen hätte ihr jeder Psychologe attestiert. Aber sie konnte und wollte sich nicht in Behandlung begeben. Stattdessen schluckte sie in regelmäßigen Abständen Paroxetin, ein wirksames, wenn auch nicht ganz unumstrittenes Psychopharmakon, das sie auf Umwegen über den Schwarzmarkt bezog. Den Beipackzettel mit all den aufgelisteten Nebenwirkungen ignorierte sie lieber. Sie konnte ruhig schlafen – das war ihr wichtiger.
Im weiteren Verlauf der Geschichte wird ihr Cousin Norman bei einer Routinekontrolle von einem Polizisten erschossen. Georgina begibt sich in ihre alte Heimatstadt Crescent City, eine kleine Hafenstadt im Norden Kaliforniens. Hier wird sie nicht nur mit Ungereimtheiten in Zusammenhang mit Normans Tod konfrontiert. Erinnerungen an ihre in keinster Weise unbeschwerte Jugend und Schuldgefühle in Zusammenhang mit einer furchtbaren Tragödie drohen in ihrer Psyche die Oberhand zu gewinnen.
»Der Pazifik ist nur ein Meer zum Anschauen«, hatte ihr Vater immer gesagt. »Kalt, stürmisch und dreckig!«
Wie recht er damit haben sollte! Georgina atmete sie salzige Seeluft ein. Ob sie wollte oder nicht, sie assoziierte diesen Geruch mit Fäulnis und Tod, während sie auf den Pazifik starrte.
Nach den Ereignissen in Crescent City wird Georgina nach Quantico versetzt, um dort als Sonderermittlerin im Bereich Cybercrime zu arbeiten. Aber dort sitzt sie keineswegs tagaus tagein am Computer. In "Hounded - Gehetzt" mischt sie sich aktiv in die laufenden Ermittlungen ein.
»Was ist in Dich gefahren?«, herrschte Simms sie auf dem Flur an. »Bei Dir wurden posttraumatische Belastungsstörungen diagnostiziert. Deswegen hielten es alle für besser ...«
»… mich in einen Keller zu sperren, wo ich fünf Monitore gleichzeitig überwachen kann«, vervollständigte Georgina den Satz. »Schön, dass alle um mich besorgt sind und genau wissen, was mir gut tut und was nicht!«
Dabei ahnt Georgina nicht ansatzweise, auf was sie sich da einlässt und was von ihr abverlangt wird.
'Mach Dich auf Alles gefasst!', hatte man ihr auf der Polizeischule beigebracht, wenn es darum ging, wie man als Farbige mit rassistischen Verdächtigen umzugehen hatte. Aber das hier? Nein, darauf hatte man sie nicht vorbereitet.
In "Hounded - Gehetzt" habe ich die danach notwendige Therapie mit der Psychologin Dr. Wheeler als Rahmenhandlung konzipiert, wo die für Georgina sehr belastenden Geschehnisse aufbereitet werden.
»Ja, das wissen wir«, unterbrach Dr. Wheeler Georginas Redefluss. »Aber nachdem, was Sie durchgemacht haben, ist es absolut unverständlich, wieso sie sich diesem Risiko ausgesetzt haben.«
»Weil ich mit dieser ganzen Scheiße endlich abschließen wollte!«, brüllte Georgina quer über den Tisch. »Haben Sie schon mal eine Datenanalyse für das FBI durchgeführt? Nein, das haben Sie nicht! Dazu brauchen Sie einen klaren Kopf. Sie müssen alles andere ausblenden und einen Tunnelblick entwickeln!«
Georgina unterstrich dies, indem sie ihre Hände wie Scheuklappen neben ihre Augen hielt.
»Da kann ich nicht dauernd an Hearst Castle und Crescent City denken, wo ich fast drauf gegangen wäre und mich andere Leute aus der Scheiße ziehen mussten.«
»Normaler Teamgeist!«, meinte Dr. Wheeler sagen zu müssen. »Jeder hilft jedem! Aber ich verstehe: Sie wollten sich etwas selbst beweisen.«
»Nennen Sie es wie Sie wollen. Mein Verständnis vom Job einer Sonderermittlerin für Cyberkriminalität ist es nicht, ständig jahraus jahrein in Quantico im Büro zu sitzen. Ich wollte Jon Farris mit einem modernen Satelliten-Ortungssystem unterstützen. Als ehemalige Datenanalystin kann ich damit umgehen.«
Auch zu Beginn von "Der Feind meines Feindes" plagen Georgina ihre posttraumatischen Belastungsstörungen:
Anfangs hatte sie gedacht, die Zeit würde alle Wunden heilen. Nein, das tat sie nicht, diese verdammte Zeit! Stattdessen pulte die Zeit an ihrem seelischen Wundschorf. Tagsüber sehnte sie den Moment herbei, an dem sie sich ins Bett legen, das Licht aus machen und sich unter die Decke verkriechen konnte. Kaum lag sie im Bett, hoffte sie, die Nacht möge so schnell wie möglich vorübergehen. Georgina May lebte nicht mehr. Sie überlebte.
Keine idealen Vorraussetzungen, um sich in ein neues Abenteuer zu stürzen ....
"Mein Gift in deinen Adern" beginnt für Georgina nicht besser. Psychisch ist sie am Ende.
»Scheiße! Das ist doch alles Scheiße!«
Georgina May ließ sich auf ihr Sofa fallen. Mit der Hand fegte sie ihre FBI-Dienstmarke und die Sig Sauer vom Couchtisch. Ihr müder Blick schweifte durch den Raum. Mit einem normalen Wohnzimmer hatte das wenig gemein. Esstisch und die Arbeitsplatte der angrenzenden Küche waren vollgestellt mit flimmernden Monitoren, externen Festplatten, Serverelementen, Mäusen und Tastaturen. Der Kabelsalat führte zu summenden, blinkenden Computern auf dem staubigen Boden.
Dieser verdammte Dreikönigstag im Jahr 2021 war trüb und wolkenverhangen – genau wie ihr Gemüt. Aber selbst, wenn draußen die Wintersonne geschienen hätte, sie hätte es nicht mitbekommen. Seit zweieinhalb Jahren hatte sie die Fenster ihres kleinen Hauses in Quantico unweit ihrer Dienststelle mit Brettern vernagelt.
Georgina griff nach ihrer Dienstwaffe, einer Sig Sauer P320, die neben der Dienstmarke auf dem Boden lag. Der Stahl fühlte sich kalt an, während sie die Waffe in ihren Händen hielt. Einen Abschiedsbrief schreiben? Wann hatte sie zum letzten Mal etwas handschriftlich verfasst? Letzte Grüße auf Video wären zeitgemäßer. Aber wozu? Wem hatte sie noch etwas zu sagen? Wie lange würde es dauern, bis jemand sie vermisste, ihre Haustür aufbrach und ihre Leiche mit dem geplatzten Schädel fand?
Georgina versuchte, eine möglichst bequeme Haltung einzunehmen. Sie lehnte sich nach hinten, überstreckte ihren Kopf, sodass ihr Nacken auf der Lehne des Sofas ruhte. Sie öffnete ihren Mund. Ihre Atmung ging schwer, als sie sich den kalten Lauf der Sig Sauer tief in den Rachen steckte. Nein, es war nicht das erste Mal, dass sie so dasaß. Mit beiden Händen hielt sie den Griff umklammert, ihr rechter Daumen drückte gegen den Abzug. Sie spürte, wie dieser Millimeter um Millimeter nachgab. Soweit war sie schon einmal gewesen und hatte sich danach tagelang über ihren Rückzieher geärgert. Das sollte nicht nochmal passieren!
Georgina wusste selbst nicht genau, wieviel Millimeter sie noch davon trennten, bis ein 9mm Parabellum Projektil durch den Lauf in ihr Gehirn getrieben würde. Ihre schweißnassen Hände zitterten. Sie schluckte. Sie spürte ihren Herzschlag. Noch einen Millimeter! Zieh es durch! Diesmal ziehst Du es durch! Dann ist es vorbei – endgültig! Sie schloss die Augen. Noch einen verdammten Millimeter!
Ihre Alarmanlage ließ sie hochschrecken. Jemand hatte ihr Grundstück betreten. Wieso jetzt? Wieso ausgerechnet jetzt?
»Scheiße!«
Was nun folgt wird in "Mein Gift in deinen Adern" geschildert.
In 'Wo die Welt verwest' wird Georgina nicht nur mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Sie muss sich auch einem neuen Gegner stellen. Ein Auslandseinsatz führt sie im Jahre 2022 nach Deutschland, wo sie auf einem Darknet-Server rätselhafte Dateien vorfindet. Auf eigene Faust ermittelt sie weiter und fliegt in den Südsudan. Zu spät bemerkt sie, dass sie in eine Falle gelockt wurde.
Den Sichtschutz der Bäume ausnutzend tastete sie sich langsam vor. Wohin führte dieser Pfad? Was hatten die beiden dort zu suchen? Der modrige Geruch des Flusswassers stieg ihr in die Nase. Zwischen den im Wasser stehenden Bäumen hatte sich etwas verfangen. Sie schaute genauer hin. Ein totes Kalb, dessen aufgedunsener Körper auf der Oberfläche trieb. Georgina hielt sich Mund und Nase zu. Sie vermied es, auf dem Weg Spuren zu hinterlassen, setzte zwischen den Bäumen einen Fuß vor den anderen. Zweimal rutschte sie aus und wäre beinahe ins Wasser gefallen. Zweige knackten. Georgina keuchte und ärgerte sich über ihre eigene Tollpatschigkeit. Solch verräterische Geräusche galt es unbedingt zu vermeiden!
Sie hielt inne. Stimmen! Sie hatte Stimmen gehört! Sie musste sich verstecken, aber wo? Der Waldstreifen zwischen Fluss und Pfad war zu schmal, der Unterwuchs zu licht, die Stämme der Bäume nicht massig genug. Georgina blieb keine andere Wahl. Wollte sie unentdeckt bleiben, musste sie in diese eklige Brühe steigen. Wenn sie bis zum Hals untertauchte, bot ihr die zwei Fuß hohe Uferböschung Deckung.
Der Verwesungsgeruch wurde noch unerträglicher, als sie bis zu den Knien im flachen Wasser stand. Eine Auskolkung unter knorrigen Baumwurzeln! Ein ideales Versteck! Aber dazu musste sie sich flach aufs Wasser legen, mit ihren bloßen Händen die beiden toten Körper zur Seite schieben und unter dem Wurzelgeflecht hindurchtauchen. Georgina fühlte, wie sich ihr Magen krampfartig zusammenzog. Der unbekleidete Körper, der vor ihr auf dem Wasser trieb, war dermaßen aufgedunsen und von Fischen zerfressen, dass sie nicht erkennen konnte, ob dies einmal ein Mann oder eine Frau gewesen war. Sie zitterte, als sie sich die Nase zuhielt, die Augen schloss, untertauchte und mit der freien Hand die Wurzeln über sich ertastete.